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Dr. Michael Diederich

Sprecher des Vorstands der HypoVereinsbank

Die HypoVereinsbank ist eine führende Bank in Deutschland und als Mitglied der UniCredit Gruppe Teil eines europaweiten Netzwerks. Ein bedeutender Teil unserer Kunden sind Unternehmen aller Größen und Industrien, die wir eng bei der Finanzierung ihrer Digitalisierungs- oder Nachhaltigkeitsstrategien beraten. Ihre Risiken sind auch unsere Risiken, ihre Chancen auch unsere. Die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft ist daher für unser Geschäftsmodell zentral.


Nur mit Hilfe funktionierender Finanzmärkte können die nötigen Investitionen für diese Jahrhundertaufgabe mobilisiert werden. Banken spielen dabei eine wichtige Rolle als Financier und Vermittler zwischen Geldgebern und Realwirtschaft. Doch ohne die richtigen systemischen Lösungen und Rahmenbedingungen können wir diese Rolle nicht erfüllen. Denn nur wenn wir Risiken und Chancen unserer Kunden richtig bewerten, können wir eigene Risiken und Verluste vermeiden und an Wachstumschancen teilhaben.


Für diese Bewertung brauchen Banken die richtigen Informationen. Und nicht nur sie: Es ist auch im Eigeninteresse von Unternehmen, solche Daten zu erheben, damit sie ihre Strategien danach ausrichten können. Daher ist eine fundamentale Reform der unternehmerischen Rechnungslegung eine wichtige Grundlage für nachhaltige Finanzmärkte und die Industriewende. Zwar sind nachhaltige Investitionen nicht automatisch finanziell attraktiver, doch werden derzeit eben viele Risiken, die sich aus nicht nachhaltigen Geschäftsmodellen ergeben, nicht systematisch erfasst. Ich halte die Angst vor diesen versteckten Risiken für deutlich berechtigter als die Angst vor einer potenziellen grünen Blase an den Finanzmärkten.


Deshalb sollte die nächste Bundesregierung auf nationaler Ebene schnellstmöglich ambitionierte Standards einführen und sich auch international für entsprechende Regelungen einsetzen. Die Klimakrise hat dabei höchste Relevanz, es gibt aber auch darüber hinaus Risiken (z.B. Artensterben, Ökosystemkollaps) und Aspekte der UN Sustainable Development Goals (Armut, Gleichberechtigung, Gesundheit etc.). Daher kann eine auf die Pariser Klimaziele ausgerichtete Rechnungslegung nur ein erster Schritt hin zu einem Modell sein, das Finanzindikatoren der gesamten Nachhaltigkeitslage darstellt. Aus Kundengesprächen weiß ich, wie wichtig Unternehmer*innen es finden, auch die negativen Auswirkungen ihres Wirtschaftens verstehen und minimieren zu können (z.B. in ihren Lieferketten).

Um die nötigen Investitionen für die Transformation zu mobilisieren, müssen diese Ansätze über die Stichtagsperspektive hinausgehen. Derzeit sind nachhaltige Investitionen kurzfristig bilanziell schlechter gestellt, weshalb neue Bilanzierungsansätze die langfristigen Vorteile widerspiegeln sollten (z.B. reduzierte Risiken und gesteigerte Effizienz).


Skepsis gegenüber solchen Initiativen ist häufig auf mangelnde Kenntnis der Zusammenhänge zurückzuführen. Deswegen sind Informationen und Aufklärung durch Verbände und staatliche Institutionen sehr wichtig. Damit zudem Entscheidungsträger in Banken und Wirtschaftsunternehmen die nötige Expertise haben, könnten relevante Aufsichtsorgane Anforderungen an die Ausbildung von Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern formulieren.

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